Zwei gänzlich verschiedene Raupenarten stehen jährlich im Frühsommer im Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit: Die harmlose Gespinstmotte und der gefährliche Eichenprozessionsspinner (EPS). Da sie – auch in den Medien – oftmals verwechselt oder gar vereinheitlicht werden, wollen wir kurz die wesentlichen Unterschiede zwischen den Raupen der Eichenprozessionsspinners und der Gespinstmotte erläutern.
Die Raupen der in Mitteleuropa mit 74 Arten vertretenen Gespinst- und Knospenmotten sorgen im Frühsommer regelmäßig für mulmige Unruhe, fragende Gesichter und gesundheitliche Bedenken bei Gartenbesitzern und Parkbesuchern. Sie entwickeln sich insbesondere auf Wildgehölzen wie beispielsweise Pfaffenhütchen, Weißdorn, Schlehdorn, Traubenkirschen, Weiden sowie auf Obstgehölzen wie etwa Apfel, Kirschen und Pflaumen.
Die Raupen fressen die entsprechenden Pflanzen kahl und hüllen sie in dichte weiß-silbrig glänzende Netze ein, die gespenstische Szenarien bilden – und auch in Bremen zu finden sind. Entgegen allem Anschein sind die Raupen allerdings absolut harmlos für Mensch und Tier, da sie über keine Brennhaare verfügen.
Beim Eichenprozessionsspinner handelt es sich um eine in Deutschland heimische Schmetterlingsart, die sich zunehmend nach Norden ausbreitet. Die Raupen finden sich hauptsächlich an Eichen, können aber – in starken Befallsjahren – auch an anderen Bäumen, insbesondere an der Hainbuche auftauchen. Der Name geht auf die Eigenart dieser Raupen zurück, in geselligen Gruppen zu leben und während der Nahrungssuche als Verband von bis zu 100 Tieren hintereinander herzuziehen – ähnlich wie in einer Prozession. Die Raupen sind in erster Linie ein Gesundheitsschädling. Sie können bei massivem Befall auch ihre Wirtsbäume schädigen, denn sie fressen die gesamte Gewebefläche der Blattspreite. Bei mehrjährigem starkem Auftreten kann der Baum direkt oder durch Folgeerscheinungen in seiner Vitalität beeinflusst werden.
Bekannt ist der Eichenprozessionsspinner auf Grund der von seinen Raupen ausgehenden Gesundheitsgefährdung. Deren winzige Brennhaare dringen leicht in die Haut und Schleimhäute ein und setzen sich dort mit ihren Häkchen fest. Sie können dann Quaddeln, schwere Entzündungen oder Knötchen auslösen. Diese Hautreaktionen halten ohne Behandlung oft ein bis zwei Wochen an und betreffen zumeist alle unbedeckten (ungeschützten) Bereiche. Sie können darüber hinaus zu Bronchitis, schmerzhaftem Husten und Asthma führen. Begleitend treten Allgemeinsymptome wie Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung auf.
In Einzelfällen neigen überempfindliche Personen zu allergischen Schockreaktionen. Die Brennhaare der Raupe brechen leicht auf und werden bei günstiger Witterung durch Luftströmungen über weite Strecken getragen. Sie sind außerordentlich widerstandfähig und reichern sich über mehrere Jahre in der Umgebung an, besonders im Unterholz und im Bodenbewuchs. An Kleidung und Schuhen haftende Härchen lösen bei Berührungen stets neue toxische Reaktionen aus.
Eine effektive Methode, gegen die Raupen vorzugehen, ist, sie abzusaugen. Als Vorsichtsmaßnahmen können dienen:
• Grundsätzlich die Befallsgebiete meiden
• Hautbereiche schützen
• Raupen nicht berühren
• Sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach (möglichem) Kontakt mit Raupenhaaren
• Auf Holzernte- oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester erkennbar sind
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