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Mit den Ohren sehen

Der beste Weg, um Fledermäuse aufzuspüren, ist mit Detektoren. Das fanden 27 Teilnehmende in den Abendstunden auf dem Waldfriedhof Blumenthal heraus. Die Biologin Petra Bach gab am Freitag, 31. Mai, einen Einblick in das Leben der geschützten Säugetiere. 18 verschiedene Arten leben laut Bach in Bremen. Eine Chance, die nachtaktiven Flugkünstler zu sehen, gibt es vor allem in den dunklen Stunden. Daher nahm sich die Dozentin Zeit, um in der Dämmerung zunächst ihr Wissen über die fliegenden Säugetiere zu teilen und viele Fragen zu beantworten.

Per Echoschall auf Insektenjagd

Was Fledermäuse eigentlich fräßen, wollte ein Teilnehmender wissen. Vegetarier gäbe es nicht unter ihnen, die meisten seien reine Insektenfresser: "So ein Insekt ist reines Protein - eine gute Nahrung", sagte die Biologin. Auf die Jagd gingen sie nicht mit den Augen, sondern per Echoortung: Durch Rufe und deren Echo könnten sich die wendigen Tiere ein genaues Bild von der Umgebung machen. Diese Rufe seien mit dem menschlichen Ohr zwar nicht wahrnehmbar, aber dank der Detektoren durch eine Übersetzung der hohen Frequenzen von 18 bis 50 Kilohertz zu hören. Praktisch bei der Ermittlung: Jede Art klingt anders.

Zeit für Nachwuchs

Momentan zögen die Weibchen die Jungen in den Wochenstuben auf, wusste die Expertin zu berichten. Denn das reiche Nahrungsangebot im Mai bietet eine gute Grundlage für Nachwuchs. Eine Besonderheit bei Fledermäusen: Die Befruchtung der Eizelle fände viele Monate nach der Paarung im Herbst statt. Die Spermien überdauerten die Wintermonate im Körper des Weibchens, geboren würden die Jungen nach einer ein- bis zweimonatigen Tracht im späten Frühling.

Die gute Stube

"Wie viele Junge kriegt eine Fledermaus?", wollte eine Teilnehmende wissen. Ein bis zwei Junge pro Jahr, je nach Art, lautete die Antwort. Die Wochenstuben für die Jungen und die Winterquartiere könnten beispielsweise Häuser, aber auch Baumhöhlen sein. Im Winter nutzen laut der Biologin viele Arten Stollen und Bunker. "Fledermäuse mögen es warm und wenn Bauch und Rücken bedeckt sind", sagte Bach. Auch auf deren Lebenszeit ging sie ein: "Sie werden im Durchschnitt fünf bis sieben Jahre alt. Es gibt auch Fälle, in denen eine Fledermaus 40 Jahre alt geworden ist."

Auf der Jagd

Der große Appetit der Fledermäuse trägt zum ökologischen Gleichgewicht bei: Sie vertilgen riesige Insektenmengen, wie zum Beispiel Mücken. Davon gab es an diesem Abend reichlich - und damit standen die Chancen gut, die kleinen Jäger auf dem Friedhof zu entdecken.

Nach einiger Zeit ertönten die ersten knatternden, gluckernden Geräusche, wenig später tauchten die ersten Flugkünstler am Himmel auf und wurden von den Ahs und Ohs der Gruppe begleitet. Dass es sich bei den geflügelten Waldfriedhof-Bewohnern um fünf verschiedene Arten handelt, konnte die Dozentin sofort hören und zum Teil auch am Flugstil und der Körperform erkennen: Auf dem Friedhof tummeln sich die Breitflügel-, Zwerg- und Rauhautfledermaus, Braune Langohren und der Große Abendsegler.