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Biodiversität? Voll unser Ding!

Wie wir die Artenvielfalt in Bremen fördern.

Mit der Pflege von mehr als 20 Millionen Quadratmeter städtischen Grüns bietet sich eine große Chance, die urbane Artenvielfalt zu fördern. Diese Chance nutzen wir. Zu den vielen Maßnahmen, die der Umweltbetrieb Bremen in seiner Biodiversitätsstrategie festgelegt hat, gehört auch ein Umdenken in der gärtnerischen Pflegepraxis. Wir lassen der städtischen Natur damit mehr Raum, sich im Sinne der Artenvielfalt zu entwickeln.

Biodiversität in der städtischen Grünpflege bedeutet auch für die Stadtbevölkerung eine Umgewöhnung. Durch die naturnahe Pflege verändert sich zwangsläufig das Bild der Parks und Grünflächen: Die extensiv gepflegte Rasenfläche schießt hoch und wird zum Insektenparadies, durch Stürme umgefallene Baumstämme dienen unzähligen Insekten oder geschützten Käfern als Lebensraum, Bienenvölker summen in Parks und auf Friedhöfen. Vor der Wallmühle, dem prominentesten Beet der Stadt, bietet sich den Augen der Spazierenden kein ordentliches Sommerblumenbeet mehr, dafür aber eine bunte wilde Wiesenmischung, in der sich nun mehr Wildbienen und andere Insekten als je zuvor tummeln.

Auf diesen Seiten stellen wir Ihnen ausgewählte Maßnahmen aus der Biodiversitätsstrategie beim Umweltbetrieb Bremen vor. Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, dann schreiben sie uns gern. Wir geben Ihr Anliegen an unsere Expert:innen weiter.

Unsere Pflegemaßnahmen für mehr Biodiversität

Unter der Überschrift „Biodiversitätsstärkende Pflegepraktiken“ gibt es zahlreiche Kleinmaßnahmen, die alle zur Artenvielfalt beitragen.
Hier ein kleiner Überblick über die Maßnahmen, die sich in der Umsetzung und Entwicklung befinden. Weitere werden wir ausprobieren.

  • Totholz Das Liegenlassen von Totholz in Form von Ästen und Stämmen an geeigneten Stellen, wenn es die Verkehrssicherheit zulässt, wie am Schutzdeich in Rablinghausen oder im Bienengarten in den Kleingärten.
  • Baumtorso Bei Baumfällungen werden Bäume mit Spechtlöchern auf 5 Meter stehen gelassen, sofern es die Verkehrssicherheit zulässt. Zuletzt bei den abgängigen Pappeln am Schutzdeich in Rablinghausen.
  • Wurzelteller Wurzelteller von Bäumen, die im Sturm umgefallen sind, werden in Kleingärten teilweise als Biotope liegen gelassen, wie im Bienengarten in der Kleingartenanlage in Walle. Die senkrechten Wurzelteller dienen, ähnlich wie Trockenmauern, zahlreichen Tieren als Vermehrungshabitate. Ebenso sind die freigelegten Rohböden wichtige Lebensräume für Eidechsen und Ameisenlöwen.
  • Organische Düngung Probeweise wird auf den Einsatz von mineralischer Düngung sowohl in der Sportplatz- als auch der Baumpflege verzichtet. Dafür wurden drei Pilotprojekte gestartet.
  • Vogelnistkästen Vogelnistkästen werden, teilweise in Kooperation mit Vereinen/Initiativen, aufgehängt.
  • Bienenfutterautomaten In Kooperation mit der „Bienenretter Manufaktur“ werden in Kleingärten Bienenfutterautomaten aufgestellt. Für 50 Cent können sich interessierte Bürger Blumenzwiebeln oder Blumensamen kaufen. Das Geld wird für die Neubefüllung der Automaten investiert.
  • Offene Sandflächen Sanddünen und Strandbereiche, wie die Sanddüne in Mahndorf, werden erhalten und freigehalten. Sie dienen Insekten und anderen Tieren als Habitat.
  • Steinhaufen Anlegen von Steinhaufen für Reptilien und Insekten, zum Beispiel im Insektengarten Hastedt oder im Bienengarten in den Kleingartenanlagen Am Hagenweg in Walle.
  • Laubhaufen Unter Bäumen und Sträuchern wird Laub als Rückzugsort/Überwinterungsmöglichkeit für Tiere liegen gelassen.
  • Insektenfreundliche Saison- und Staudenbepflanzung Bei der Bepflanzung der Schmuckbeete in den Wallanlagen vor der Mühle wird auf eine insektenfreundliche Saisonbepflanzung geachtet. Dies soll zukünftig auf weitere Flächen der Pflegestufe 1 ausgeweitet werden, ebenso wird bei der Auswahl von dauerhaften Staudenpflanzungen auf insektenfreundliche Arten geachtet.

Rasen- und Wiesenflächen

Paradies für Insekten

Wie locken wir Insekten in die Stadt? In dem wir ihnen attraktive Flächen mit einem reichhaltigen Nahrungsangebot bieten.

So hat der UBB auf den städtischen Grünflächen abertausende Blumenzwiebeln mit insektenfreundlichen Frühjahrsblühern in die Erde gebracht. Allein in der Franz-Schütte-Allee blühen Jahr für Jahr 1 Millionen Krokusse.

Damit das ganze Jahr für Nahrung gesorgt ist, wurden auf vielen Flächen Wildblumenwiesen angelegt. Inzwischen wächst es im Bremer Grün an vielen Orten wild und kunterbunt. Dabei soll es nicht bleiben, denn die Weiterentwicklung und Verknüpfung der Wildblumenflächen ist eines der wichtigen Ziele der Biodiversitätsstrategie.

Beim Anlegen der Flächen achten wir darauf, standortgerechtes Saatgut und ebensolche Stauden zu verwenden, denn alle Pflanzen haben unterschiedliche Bedürfnisse, was die Bodenverhältnisse betrifft.

Auch Rasenflächen können wir zur Entwicklung der Artenvielfalt nutzen. Wenn wir nicht alles heruntermähen, können sich in dem hohen Gras Pflanzen entwickeln, die für unsere Insekten das reinste Nahrungsparadies sind.

Während der Gebrauchsrasen ca. alle zwei Wochen gemäht wird werden Wiesenflächen nur ein- bis zweimal jährlich gemäht. Sie sollen möglichst nicht betreten werden.

Bäume

Unsere stärksten Verbündeten für eine lebenswerte Stadt

Bäume bieten einer Vielzahl von Lebewesen ein Zuhause und sind für die Artenvielfalt unverzichtbar.
Deswegen achten wir bei unseren Stadtbäumen grundsätzlich darauf, welche Arten den Baum bevölkern und ob Maßnahmen zum Schutz dieser Tiere und Insekten eingeleitet werden müssen.

Ebenso wichtig ist es, die Artenvielfalt bei den Bäumen selbst zu steigern, gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels. Trockenheit und Hitze machen Bäume anfällig für Schädlinge. Diese breiten sich in Monokulturen viel schneller aus, so dass der Umweltbetrieb Bremen vermehrt auf gemischte Pflanzungen setzt.

Unser Ziel ist es, den Baumbestand, insbesondere Biotopbäume, zu erhalten und zu vermehren, sowie vermehrt eine standortgerechte Auswahl zu berücksichtigen. Wir haben diverse Obststreuwiesen angelegt, die nicht nur für den menschlichen Genuss interessant sind sondern vor allem auch für nektarsammelnde Insekten.

Für eine gesunde Entwicklung von Stadtbäumen wurde bei der Umweltsenatorin in Zusammenarbeit mit dem Umweltbetrieb Bremen das Handlungskonzept Stadtbäume erarbeitet.
Das Konzept sieht zum Beispiel für jeden neu zu pflanzenden Baum eine angemessen große Pflanzgrube vor und eine umfassende Bewässerungsstrategie.

Mehr zum Handlungskonzept Bäume erfahren Sie hier

Hecken, Sträucher und Säume

Wohnraum für unsere Stadtvögel

Hecken, Sträucher und Säume erfüllen eine wichtige ökologische Funktion, denn sie bieten vielen Vögeln, Kleintieren und Insekten ein Zuhause. Sie dienen als Sicht-, Blend- und Windschutz sowie als Staubfilter und wirken sich optisch wohltuend auf das Stadtbild aus.

Diese Gehölze müssen aber auch in regelmäßigen Intervallen geschnitten werden. Zum einen, weil Pflege die Entwicklung und Verjüngung fördert und eine Vergreisung verhindert. Zum anderen müssen wir aus Verkehrssicherheitsgründen dafür sorgen, dass die Wege frei bleiben.

Mit einer schonenden Pflege achten wir darauf, Rückschnitte und auf den Stocksetzen abschnittsweise auszuführen, um Vögeln Rückzugmöglichkeiten zu bieten.

Bestehende Sträucher, Hecken und Wildhecken wollen wir erhalten und fördern. Der Schnitt von Wildhecken soll nur alle 10 Jahre und abschnittsweise erfolgen.

Bei Neupflanzungen werden insekten- und vogelfreundliche Arten verwendet.

Gewässer und Uferränder

Artenreicher Lebensraum

Auch bei der Pflege der Gewässer und Uferränder setzen die Fachleute im Umweltbetrieb Bremen auf einen schonenden Umgang mit der Natur. Dazu gehört eine ganze Reihe von Maßnahmen, wie zum Beispiel das Aufstellen von Brutstätten für Wasservögel, das Anlegen von Teichen für Amphibien oder das Pflanzen artenfördernder Ufervegetation.

Gewässerränder werden so gepflegt, dass Mahd, Räumung und Krautung abschnittsweise erfolgen und dazwischen Altbestände als Rückzugsorte belassen werden. Diese Arbeiten werden auch nur im unbedingt notwendigen Maß durchgeführt.

Bei Entschlammungen werden mit schonenden Baggerverfahren nur Teilbereiche bearbeitet, um Tieren Rückzugsräume und der Flora und Fauna eine schnelle Regeneration zu ermöglichen

Besondere Berücksichtigung finden die Brutzeiten von Vögeln und Schonzeiten von Amphibien. Der naturschutzfachlich günstigste Zeitabschnitt für Entschlammungen liegt in der Zeit vom 01. August bis 30. September.

Gebäudemanagement

Grüne Dächer und Fassaden

Auch wenn es ihnen auf den ersten Blick nicht anzusehen ist: Gebäude bieten viele Möglichkeiten, der Natur Raum zurückzugeben und die biologische Vielfalt vor Ort zu fördern.
Zum Umweltbetrieb Bremen gehört eine große Anzahl an baulichen Anlagen, die bei Sanierungen und Neubauten im Sinne der Biodiversität aufgewertet werden, zum Beispiel mit Dach- und Fassadenbegrünungen.

So ranken Kletterpflanzen an diversen Gebäuden der Friedhöfe Huckelriede, Osterholz und Walle
empor. Bunt durcheinander wächst es auf den insektenfreundlichen Dachbegrünungen der Kapelle Friedhof Blumenthal und dem Krematorium auf dem Huckelrieder Friedhof.

Bei zukünftigen Sanierungs- und Neubauten sollen weitere Maßnahmen wie Nistkästen oder Niststeine für Vögel, Insekten und Fledermäuse umgesetzt werden.
Als Grundstückbegrenzung und Beeteinfassungen könnten Trockenmauern in Betracht kommen.