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Der Patient in der Grünanlage Tidemannstraße

Bäume sind organische Wesen und täglich Wetter- und Umwelteinflüssen, möglichen Krankheiten und fortschreitendem Alter ausgesetzt. Das Bedauern ist immer groß, wenn die Kontrollen ergeben, dass sie nicht mehr vital sind - insbesondere bei älteren, ortsbildprägenden Exemplaren. Um sie so lange wie möglich zu erhalten, wird einiges getan. Das zeigt auch die jüngste Geschichte der 200 Jahre alten Rotbuche in der Grünanlage Tiedemannstraße.

Noch im Februar 2021 reduzierten Kolleg:innen aus Bremen Nord mit einem fachgerechten Schnitt die Windlast einer über 200 Jahre alten Rotbuche in der Grünanlage an der Tidemannstraße. Dahinter stand der Bewahrungswille, ein umfassendes Gutachten zur Messung der Standsicherheit und mehrere Zugseilversuche. Ein gutes halbes Jahr später ist ein Stämmling auseinandergebrochen und die Zeichen stehen auf Abschied. Gefällt werden soll das 200-jährige Prachtexemplar aktuell aber noch nicht. Den Grund dafür geben lebendige Bewohner – und die Möglichkeit, durch weitere Pflegemaßnahmen die Standsicherheit zu wahren.

Zwei Hohlräume birgt der Stamm der 210 Jahre alten Fagus sylvatica. Das fördert neben der Fäule und einem Pilz nicht gerade die Lebenserwartung des Baumes. Die Höhlen haben aber auch Raum zum Leben gegeben. „Die wurden von Waldkäuzen und Fledermäusen genutzt“, weiß Gärtnermeister Matthias Semela. Daher hat er ein Artenschutzgutachten beauftragt. Das Gutachten kann zwar keine aktuelle Behausung von Waldkäuzen oder Fledermäusen mehr aufzeigen, es gibt aber durchaus noch Spuren von Ameisen, Käfern und Wildbienen. Um den Baum nicht fällen zu müssen, wurde die Kronenlast vermindert und einige Äste geschnitten. So bleibt die Standsicherheit erhalten – und die Hoffnung, dass die Insekten übersiedeln.