Sie sind hier:

Wie wir Bäume pflegen.

Weit über 200.000 Stadtbäume werden vom Umweltbetrieb Bremen gepflegt. Der Besuch einer Rotbuche im Bremer Norden zeigt, wie das geht.

Bremen Nord, Grünanlage an der Tidemannstraße. Ein Transporter und ein Trecker stehen sich auf dem Weg gegenüber, der eine mit einem Häcksler, der andere mit einer Hubbühne ausgestattet. Dazwischen steht ein Vorarbeiter vom Umweltbetrieb Bremen, gekleidet im kommunal leuchtenden Orange, auf dem Kopf ein Helm und Kopfhörer, vorm Mund ein Funkgerät. Ingo Hinzmann wirft den Blick abwechselnd nach oben und auf die Wege. Er hilft seinem Kollegen, der auf der Bühne in 20 Metern Höhe die Äste schneidet, den Überblick zu wahren. Außerdem passt er auf, dass niemand in die Nähe der herabfallenden Äste kommt. Ein weiterer Kollege kümmert sich an der Häcksler-Maschine darum, dass die Äste nicht liegenbleiben müssen.

Die drei Gärtner des Umweltbetriebs widmen an diesem sonnigen Wintervormittag einer Rotbuche ihre volle Aufmerksamkeit. Sie soll mit dem gezielten Schnitt einiger ausgewählter Äste etwas Last verlieren. Der Grund dafür? Erhaltungswille. Die 210 Jahre alte Fagus sylvatica, ein echtes Prachtexemplar, scheint vom Boden aus gesehen gesund zu sein. Die regelmäßigen Kontrollen haben jedoch ergeben, dass sie zwei Hohlräume hat und von einem Pilz befallen ist.

Bei den Kontrollen und Baumarbeiten stehen zwei Anliegen im Vordergrund: Jeder Baum soll möglichst erhalten bleiben. Zugleich gilt es, die Verkehrsicherheit zu wahren. Die Standsicherheit der Bäume ist aber auch abhängig von der Restwandstärke des Stammes, und diese wird bei der Rotbuche von den Hohlräumen und einer Fäule beeinträchtigt. Um den Baum zu erhalten und die Bruch- wie Standsicherheit zu messen, wurde ein umfassendes ein Gutachten erstellt. Mehrere Zugseil-Versuche geben im Ergebnis Aufschluss darüber, wie es um die Buche bestellt ist - auch bei stärkeren Windböen.

Mit der fachgerechten Kürzung einiger Äste reduzieren die Kollegen nun der Empfehlung folgend die Windlast des Baumes. Dass er stehen bleiben kann, freut alle Beteiligten. Nicht immer lässt sich ein Baum durch Pflege retten. Sie sind organische Wesen, täglich dem Wetter, den Umwelteinflüssen, möglichen Krankheiten und dem fortschreitenden Alter ausgesetzt. In diesem Fall aber bleibt die Rotbuche den Spaziergehenden und der Umwelt erhalten – hoffentlich noch viele Jahre lang.