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Neustadtwallanlagen

Neustadtswallanlagen

Ein lebendiger Stadtpark

Die Neustadtswallanlagen hatten es schwer. Während die Wallanlagen der Altstadt als touristischer Anziehungspunkt ausgeschmückt und zum Gartendenkmal ernannt wurden, musste ihre kleine Schwester auf der linken Seite der Weser um den Status als Grünanlage kämpfen. Erst wurde der Stadtgraben zugeschüttet, dann die Flächen zugebaut. Durch umsichtige Neuplanung mauserten sich die Neustadtswallanlagen dann doch von einer düsteren zugebauten Parkanlage zu einem modernen, lebhaften Stadtpark, der seine Geschichte nicht vergessen hat.

Die Neustadtswallanlagen

Die Geschichte

Die Neustadtswallanlagen sind ebenso wie die denkmalgeschützten Altstadtswallanlagen aus der alten Bremer Stadtbefestigung hervorgegangen. Die seit 1998 schrittweise durchgeführte Modernisierung der Parkanlage hatte insofern nicht nur die Verbesserung der Aufenthaltsqualität zum Ziel. Sie hat auch hervorgehoben, dass die Neustadtswallanlagen Bestandteil des alten historischen Wallrings sind.

Allerdings hat die Grünanlage, ebenso wie die Neustadt selbst, eine andere Vorgeschichte als die Wallanlagen. 1614 beauftragte die Stadt den niederländischen Festungsbaumeister van Valckenburg mit dem Entwurf einer verbesserten Stadtbefestigung. Die Pläne van Valckenburgs sahen eine „neue Stadt” vor, annähernd von der Größe der Altstadt (ca. 104 ha), mit gitterförmigem Straßennetz und Stadtgraben. Aus dem Grabenaushub sollte ein Festungswall mit sieben sternförmigen Bastionen aufgeschüttet werden. 1623-1627 wurde die „Planstadt” mit den Befestigungsanlagen hergerichtet. Der Stadtwerder wurde 1664 mit einer 8. Bastion in die Stadtbefestigung einbezogen.

Nachdem die Befestigungsanlagen aufgrund der Weiterentwicklung militärischer Technik als überholt galten, wurden die Neustadtswallanlagen ab 1805 entfestigt, drei Jahre nach den Altstadtswallanlagen. Allerdings wurden die Neustadtswallanlagen von Beginn an weniger als hochklassige Parkanlage denn als „Baulandreserve” behandelt. Nur im westlichen Teil entstand eine einfache landschaftliche Anlage, von der eine Allee parallel zum Stadtgraben ausging. Das übrige Areal wurde als Gartenland verpachtet.
Seit 1815 wurden zunehmend Grünflächen durch öffentliche Gebäude in Anspruch genommen (erste Kaserne am Hohentor, weitere folgten). Zunehmend störten breite Hauptverkehrsachsen den Zusammenhang der Grünanlage. 1891-1903 wurde schließlich der Stadtgraben zugeschüttet.

Dennoch haben auch die Neustadtswallanlagen Historisches zu bieten: zum Beispiel die Piepe, die ehemals als Holzhafen diente und inzwischen das letzte Überbleibsel des ehemaligen Stadtgrabens in der Neustadt ist, den Centaurenbrunnen von 1891 (ursprünglicher Standort Schwachhauser Heerstr./Bismarckstr.), der 1958 in die Grünanlage versetzt wurde oder den Hohentorsplatz, der 1952 fast zeitgleich mit dem Fockegarten (1951) auf der anderen Weserseite durch Gartenbaudirektor Ahlers geschaffen wurde.

Neugestaltung und Gegenwart

Im Laufe der Zeit machten sich durch Bebauung und Straßenführung in den Wallanlagen auf der Neustadtsseite massive Einschnitte in das Grün breit, was sich negativ auf die Parkqualität auswirkte. Nach intensiven Abstimmungen im Stadtteil nahm der Umweltbetrieb Bremen ab 1998 eine umfangreiche Sanierung der Parkanlage vor. Ästhetik und Funktionalität wurden so miteinander verknüpft, dass der Park auf vielfältige Weise allen Nutzergruppen zugänglich ist.

Verharrten vor der Sanierung kleinteilige, zugewachsene Anlagen in einer isolierten Lage und konnten nur begrenzt genutzt werden, entstanden mit der Neugestaltung durch Wegeverlegung und Zusammenführung großzügige Freiräume, die die Weite des Parkes betonen und seine charakteristischen Qualitäten hervorheben. Die durch Straßenführung getrennten Parkteile wurden so wieder in einen Gesamtzusammenhang gesetzt. Die im Park liegenden Bauwerke, Skulpturen und Kunstdenkmäler, wie die Justitia am Hohentor oder der Zentaurenbrunnen am Leibnizplatz, wurden nicht weiter wie Fremdkörper behandelt sondern in die Gesamtgestaltung integriert. Die Öffnung nach Außen erfolgte unter anderem mit Hilfe einladender Eingangsbereiche, die die Grünanlage wieder mit dem Stadtteil vernetzen.

Die Gestaltung der Neustadtswallanlagen geht eine gelungene Symbiose aus Form und Funktionalität ein. Eingebettet in eine sanfte, hügelige Topographie bietet der Park eine Vielfalt an Nutzungsangeboten, vom Natur- und Wasserspielplatz über den Jugendplatz bis hin zum Basketball und Streetballfeld sowie dem neuen öffentlichen Schulsportplatz. Darüber hinaus entwickelte sich der Park in der mit Grün wenig ausgestatteten Neustadt zu einem zentralen Knotenpunkt für die täglichen Wege.

Die Wallanlagen sind in Deutschland einzigartig. Neben der Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität verfolgte die Sanierung der Neustadtswallanlagen ein weiteres stadtplanerisches Ziel: Das Herausarbeiten der Gesamtwallanlagen links und rechts der Weser als zusammenhängende städtebauliche Grundfigur.

1998 begann der Umweltbetrieb Bremen mit der schrittweisen Modernisierung der Neustadtswallanlagen in vier großen Teilabschnitten:

1998- 2001 Zentralbereich (Zwischen Langemarckstraße und Friedrich-Ebert-Straße)

2004-2006 Leibnizplatzpark am Zentaurenbrunnen (Friedrich-Ebert-Straße / Buntentor)

2005-2006 Justitiapark (Zwischen Hohentorsstraße und Langemarckstraße)

2006-2007 Piepe (Buntentorsteinweg /Werdersee)

2017-2019 Grünanlage am Neustadtsbahnhof incl. Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes

2013-2016 Neugestaltung des "Campus Leibnizplatz" an der Oberschule Leibnizplatz

2021-2022 Neugestaltung des öffentlichen Schulsportplatzes an der Oberschule Leibnizplatz

[MAP KLEIN 16920]